“It's all about Energy” - Die Energieverteilung im Körper
Jede Zelle in unserem Körper braucht Energie. Der kleinste im Körper messbare universelle Energieträger heißt ATP (AdenosinTriPhosphat). Dieses Molekül wird aus den 3 großen Makronutrienten Kohlenhydrate, Fette und zum Teil aus Eiweißen über verschiedene Stoffwechselmechanismen hergestellt.
ATP wird zu einem geringen Teil in den Zellen der Organe gespeichert und sorgt dafür, dass diese ihrer Funktion nachkommen können. Jedes Organsystem braucht wiederum unterschiedliche Mengen an Energie. So kann man zwischen teurer Organsystem wie dem Gehirn, der Muskulatur (inklusive Herzmuskulatur) und dem Immunsystem und „billigen“ Organsystemen wie die Knochen und der Haut unterscheiden.
Je nach Beanspruchung verändert sich der Energiebedarf der einzelne Organe. So wird bei körperlicher Aktivität vermehrt Energie der Muskulatur zur Verfügung gestellt. Bei geistigen Tätigkeiten wiederum kommt dem Gehirn mehr Energie zu. Zeitgleich wird der Energieverbrauch anderer Organsysteme herunter reguliert.
Die Grundlage
Der Energieerhaltungssatz besagt, dass Energie in einem geschlossenen System nicht verloren gehen, sondern nur umgewandelt werden kann. Zu den unterschiedlichen Energiearten gehören: kinetische Energie (Bewegungsenergie), chemische Energie, thermische Energie (Wärmeenergie), … .
Wasserkraftwerke sind ein gutes Beispiel um diese Energieumwandlung zu verdeutlichen. Potentielle Energie durch das gestaute Wasser wird schlussendlich in elektrische Energie in der Turbine umgewandelt.
Auch das System Mensch und dessen Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist abhängig von der optimalen Energieaufnahme in Form von Nahrung und der anschließenden Umwandlung und Speicherung in Form von Fetten, Glykogen (gespeicherte Kohlenhydrate) und Proteinen.
Diese chemischen Energieträger werden schlussendlich zwischen den verschiedenen Organsystem verteilt und je nach Aktivität der Organe in Bewegungsenergie und Wärmeenergie umgewandelt. Ein Grund dafür, dass wir zum Beispiel bei Bewegung ins Schwitzen kommen und generell die Körpertemperatur über Bewegung regulieren können.
Das Problem
Freese, J., et al. (2017).
Die Energieverteilung ist für den Menschen lebenswichtig und erfolgt kurzfristig je nach Beanspruchung der Organsysteme und des jeweiligen Tageszeitpunktes. Der Biorhythmus ist daher ein wichtiger Einflussfaktor auf unseren Energiehaushalt.
Körperliche Inaktivität, chronische Überbelastung bei fehlenden Regenerationszeiten, ein gestörter Biorhythmus uvm. sind daher Risikofaktoren für eine fehlgesteuerte Energieverteilung und damit Ursache für das Entstehen von gesundheitlichen Beschwerden.
Kurzfristige körperliche Inaktivität bei viralen und bakteriellen Infekten ist lebensnotwendig, um die ganze verfügbare Energie dem Immunsystem zukommen zu lassen. Dieses versucht den Infekt zu lösen um anschließend wieder ein energetisches Gleichgewicht herzustellen. Das Gehirn übernimmt wieder die Kontrolle und das Immunsystem beruhigt sich.
Bei langfristiger körperlicher Inaktivität aufgrund eines sitzenden Lebensstils bei gleichbleibenden Ernährungsgewohnheiten wird die überschüssige Energie in Form von (Bauch-)Fett gespeichert (Adipozyten). Gespeichertes Fett kann wiederum eine Immunreaktion auslösen und Entzündungsprozesse in Gang setzten. Bei Chronifizierung dieses Zustandes übernimmt das Immunsystem das Kommando und das Gehirn verliert in weiterer Folge seine Kontrollfunktion.
Energielosigkeit, Müdigkeit, Motivations- und Konzentrationsverlust sind mögliche Symptome einer fehlgesteuerten Energieverteilung.
Das egoistische Immunsystem - „It’s all about Energy“
Die beschriebene Balance zwischen dem Gehirn und dem Immunsystem und die situative Aktivierung bestimmter Gehirnareale ist beim gesunden Menschen normal. Wird das Immunsystem jedoch durch mangelndes Bewegungs- und Nahrungsverhalten, ungenügend Schlaf, Giftstoffen aus der Umwelt, durch Krankheitserreger und psychosozialen Stress dauerhaft belastet, kippt dieses Gleichgewicht. Das Immunsystem wird nun chronisch aktiv und egoistisch, wodurch es die ganze Aufmerksamkeit und Energie auf sich zieht.
In der Literatur findet man dazu den Begriff, „das Egoistische Immunsystem“. Dies hat nicht nur die typischen Krankheitssymptome wie Antriebslosigkeit, Müdigkeit und negativen Gemütszustand zur Folge, sondern verändert auch die Aktivität und den Stoffwechsel im Gehirn. (2)
Kurz erklärt:
Als „Sickness Behaviour“ wird
das Verhalten während einer Erkrankung beschrieben.
„Das egoistische Immunsystem“ beschreibt den Zustand
des chronisch aktiven Immunsystems und dessen Mehrbedarf an Energie.
Die Lösung
Damit das energetische Gleichgewicht physiologisch aufrecht gehalten werden kann, sollten die Organe ihre evolutionäre Aufgabe und diese in der richtigen zeitlichen Abfolge erfüllen.
Der Muskulatur und körperlicher Aktivität kommt hier eine bedeutende Rolle zu. Durch die Umwandlung von chemischer Energie in Bewegungs- und Wärmeenergie hilft sie mit, die Körpertemperatur auf Normalniveau zu regulieren.
Die Temperaturregulation sollte somit über den Tag verteilt dominant von der Muskulatur erfüllt werden, wohingegen in der Nacht und bei Ruhe die Schilddrüse für diesen Vorgang zuständig ist.
Zusätzlich sorgt körperliche Aktivität am Tag dafür, dass das Gehirn durch die gesteigerte Durchblutung mit mehr Energie versorgt wird. Dieser Effekt wirkt den im vorigen Post genannten Symptomen einer fehlgesteuerten Energieverteilung entgegen.
Eine Möglichkeit um hier gesundheitswirksam aktiv zu werden sind „Sitting-Breaks“. Diese regelmäßig über den Tag verteilt, kurzen und intensiven Bewegungspausen schaffen die idealen Voraussetzungen für eine optimale Energieverteilung zwischen den Organsystemen.